Poesie

Die folgenden Texte können gerne zu privaten Zwecken genutzt werden.

Ich freue mich, wenn sie dich inspirieren!

Tanzender Wind

Könnten wir dich sehen, o Wind,

wie du über die Erde tanzt!

Wie schön würden sich deine Farben mischen,

hättest du sie!

Ein herrliches Schauspiel würdest du uns geben!

Aber wir sehen dich:

in den Wolken, die du formst,

in den Vögeln, die du trägst,

im Gras und den Blumen

und den Zweigen der Bäume,

die du anmutig tanzen lässt.

 

10. April 2016

Vom fühlenden Baum

Ich fühle dich, kleiner Käfer,

der du über meine Wurzeln kletterst,

und ich liebe dich.

Ich fühle dich, kleine Ameise,

die du über meine faltige Haut eilst,

und ich liebe dich.

Ich fühle dich, geliebter Rabe,

der du in meiner Krone sitzt,

und ich fühle dich, geliebtes Reh,

das du still unter mir stehst.

Ich fühle dich, o Mensch,

der du an meinen Stamm dich lehnst,

und ich liebe dich.

Ich fühle dich, o Sonne –

wie lieb du meine Blätter hast!

Zärtlich webst du dein Gold in mein grünes Laub.

Ich fühle dich, o Wind, der du mich tanzen lässt –

bald flüsternd mild, bald stürmisch und wild.

Du bringst mir den Odem des Ewigen

und lässt mich mit Ihm atmen.

Ich fühle dich, o Donner,

der du mich beben und zittern lässt.

Ich fühle euch, ihr Himmelstränen,

die ihr meine Blätter tanzen und springen lasst.

Über Zweige und Stamm fließt ihr hinab in die Erde

und schenkt mir euren köstlichen Trank.

Ich fühle dich, o Erde, die du mich trägst und hältst.

Wie ich dich liebe, du gutes Wesen!

Ich fühle dich und bin du selbst, Geliebte.

 

Wie vollkommen gut ist alles!

 

Ich bin es - das Leben,

bin der Käfer auf meinen Füßen,

die Ameise auf meiner Haut,

der Rabe und das Reh, der Mensch und die Sonne,

bin Wind, Donner und Regen und Erde.

 

Wie gut ist alles! Vollkommen und gut!

 

 12. März 2016

aufgegeben

Losgelassen

habe ich die Besessenheit,

den Glauben

abgestreift.

Die klebrigen Ideale

(scheinbar der anderen)

dem Nichts zum Frass vorgeworfen.

 

Wie lächerlich,

sein zu müssen

wie man nicht ist,

ein Leben lang geglaubt zu haben,

man wäre besser so.

Welche weiss, wie sie wirklich ist?

Welcher kennt sich selbst?

 

Aus dem Nichts

erwächst Wahrhaftigkeit,

leise,

wie junges Grün,

unbekannt,

doch nah vertraut,

was ich bin.

 

2. März 2019

Kostbarer

Kostbarer als die schimmernden Perlen des Meeres,

kostbarer als die geheimnisvolle Schönheit der Muscheln,

ja, selbst kostbarer als die glitzernden Wellen des Ozeans bist du.

Kostbarer als strahlendes Gold und funkelnde Kristalle,

kostbarer als alle Edelsteine und Diamanten,

ja, so kostbar wie die Sterne des Alls bist du,

Mensch,

der du das Leuchten des Einen,

des Unnennbaren in dir trägst.

 

15. April 2016

Wasser und Erde

Hier bist du geborgen.

Hier, im Innern der Erde,

wo dich ihre Liebe schützend umhüllt

und dir Raum gibt

inmitten ihrer kostbaren Kristalle und edlen Steine,

die du widerspiegelst in aller Klarheit.

Fernab von Licht und Lärm

bist du vereint mit deiner Geliebten.

Du strömst durch ihre Adern

bis sie dich mit leisem Seufzen

dem Licht gebiert.

 

Als sanfte Quelle murmelst du

übers moosige Haar deiner Schönen,

fließt kosend über ihr Gesicht,

über ihre weichen Hügel,

über Arme und Hände und Finger,

die sich verzweigen

und deinem Lauf die Richtung weisen.

In ihren Augen ruhst du dich aus,

bevor du dich prächtig ergießt

und jauchzend über ihre Klippen springst.

Frei und kraftvoll strömst du durch’s Land

mit unbändigem Sehnen,

bis du ankommst und als großes Meer

nun endlich deine Gefährtin umfangen kannst.

 

Dankbar streust du Muscheln auf ihre Haut.

Zärtlich wogen deine Wellen über sie hin,

wo sie dich einlädt an flachen Ufern.

An ihren schroffen Felsen

fordert sie deine wilde Stärke.

Beharrlich bist du,

bis sie sich ergibt

und ihre Spitzen rund geschliffen sind.

Halt gibt sie dir und festen Grund.

Tief ist ihr Verlangen, dich zu tragen,

dir ihr Becken zu bieten,

in dem du lustvoll spielen kannst,

in dem du sein kannst,

in dem du bist.

 

Und wenn dich die Sonne gen Himmel zieht

schwebst du über ihr und betrachtest deine Freundin.

Welch große Vielfalt!

Welche Höhen, welche Tiefen!

Welch endlose Weite!

Wie wundersam sie ist.

Wie geheimnisvoll ihre Karge

und wie offenbarend ihre Fülle!

Wie kann ein Wesen solch

mannigfaltige Wunder gebären?

 

Mit Macht zieht es dich zu ihr,

und du fällst ihr ergeben zu Füssen,

benetzt und durchdringst sie

mit deinen glückseligen Tränen,

bis sie, die schöne Braut, ergrünt

und deine Küsse mit ihren Blüten erwidert.

 

10. April 2016


Die Äpfel der Fruchtbarkeit

Märchenbuch

mit tiefenpsychologischer Interpretation nach C.G. Jung von Petra von Bechtolsheim und wunderschönen Illustrationen von Clara Tiefenthaler. Textbearbeitung und Herausgabe von Kathrin Bucher.

 

Preis: Fr. 27.-

zuzüglich Porto: Fr. 4.-

Am Rande der Wüste, dort wo die Erde trocken und karg, der Himmel blau und wolkenlos, wo die Winter mild, die Sommer aber alles verzehrend sind, dort lebten einst ein Mann und eine Frau. Glücklich, nein, glücklich waren sie nicht, denn der Schoss der Frau blieb ohne Frucht...